Interview mit John Sieber

Im Oberwallis gibt es mehr als 30 Energieversorger. Das sind zu viele.

Der Saltina-Heimfall ist missraten, die Strompreise sind im Oberwallis fast am höchsten und die Eigenproduktion ist gering. Die EnBAG, der grösste Energieversorger im Oberwallis, durchlebt unruhige Zeiten. CEO John Sieber, seit Februar 2023 im Amt, bleibt optimistisch

Sie mussten an Ihrem ersten öffentlichen Auftritt für die EnBAG im Mai 2023 ein schlechtes Ergebnis präsentieren. Ihre erste Bilanz?

Sehr positiv. Vieles ist natürlich neu, die Mitarbeitenden, die Umgebung. Aber meine Aufgabe ist vergleichbar mit meiner früheren Arbeit beim EW Obwalden. Die Probleme sind ähnlich, die Herausforderungen auch. Ich habe ein motiviertes Team angetroffen, die EnBAG-Gruppe ist sehr innovativ unterwegs. Sie hatals einer der ersten Energieversorger der Schweiz den Smart Meter komplett ausgerollt und ist im Energiedienstleistungsgeschäft erfolgreich unterwegs.

Wenn Sie mit Obwalden vergleichen müssten?

Das ist schwierig, denn jeder Energieversorger hat seine eigenen Stärken und Schwächen bzw. Themen und Sorgen. Obwalden ist sicher bei der Eigenversorgung besser aufgestellt als wir. Da haben wir mit dem Heimfall des Kraftwerks Saltina an Eigenversorgung verloren. Im innovativen
Bereich und im Energiedienstleistungsgeschäft hat sich die EnBAG meines Erachtens sehr gut positioniert.

Im August 2022 sind die Wassernutzungsrechte für die Saltina und die Taferna auf der Simplon-Nordseite ausgelaufen. Der Heimfall Saltina ist der EnBAG missglückt. Der Alleingang von Brig-Glis und Ried-Brig löste Kritik aus, auch von anderen Gemeinden. Der Verwaltungsrat habe sich
zu wenig gewehrt. Es widersprach auch der Zusammenarbeitsvereinbarung (ZAV).

Ich war 2022 noch nicht dabei, aber habe natürlich die Diskussionen mitbekommen und bin der Meinung, dass der VR und auch die Geschäftsleitung alles Mögliche gemacht haben, um das KW Saltina selber weiterzubetreiben. Es ist korrekt, dass der Heimfall in der ZAV geregelt ist. Aber die Gemeinden haben anders entschieden. Die EnBAG hat darauf verzichtet, gegen die eigenen Eigner rechtliche Schritte einzuleiten. Das war sicher sinnvoll. Jetzt geht es darum, in die Zukunft zu schauen und das Beste aus der Situation zu machen.

Ein Prozess wäre aussichtslos gewesen, denn die ZAV ist ja nur behördenverbindlich und die Urversammlungen haben dem Heimfall zugestimmt.

Die ZAV ist ein Aktionärsbindungsvertrag. Da ist definiert, dass bei einem Heimfall je die Hälfte an die EnBAG und an die Gemeinde(n) geht. Das war nicht der Fall. Aber wir müssen nach vorne blicken. Dieser Heimfall hat bei der EnBAG auch einiges bewirkt.

Das müssen Sie erklären.

Die bestehende Strategie geht bis 2024. Wir haben jetzt die Möglichkeit, uns neu aufzustellen. Alles wird geprüft, von den Strukturen bis hin zur Eigentümerstrategie und operativen Strategie. Der Prozess ist am Laufen.

Brig-Glis und Ried-Brig, die grösste und drittgrösste Gemeinde der EnBAG?Gruppe, hebelten die ZAV aus. Findet eine Entsolidarisierung statt?

Nein. Ziel ist ein solidarischer Strompreis über das gesamte Versorgungsgebiet. Nach dem Saltina-Heimfall besteht sicher die Gefahr, dass andere Gemeinden nachziehen könnten. Es ist jetzt unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass dies nicht passiert. Ich bin überzeugt, dass wir Lösungen finden werden. Der Wille aller Beteiligten ist jedenfalls gross. Gemeinden und private Aktionäre sind sich einig, dass aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen etwas gehen muss.

Die Eigenproduktion ist eine grosse Schwäche der EnBAG. Der Anteil sollte sich bis 2035 markant erhöhen, sagte der damalige VR?Präsident Rolf Escher 2012 bei seinem Rücktritt. Konkret sollte die Produktion von rund einem Drittel auf gegen 80 Prozent steigen. Jetzt ist man bei 25 Prozent. Es ist viel falsch gelaufen.

Die EnBAG hat in der Zwischenzeit immerhin mehr als ein Dutzend Wasserkraftwerke kleinerer und mittlerer Grösse zugebaut. Diese Anlagen werden über die KEV unterstützt. Wir sind also nicht untätig geblieben. Da geht es um einen Zubau von rund 55 Gigawattstunden (GWh). Dann
sind wir beteiligt bei Grengiols Solar. Da geht es um den wichtigen Ausbau der Winterenergie. Von April bis Oktober ist die EnBAG bereits heute mehr oder weniger Eigenversorger, dies auch dank der Einspeisung von Fotovoltaikstrom im eigenen Versorgungsgebiet.

Grengiols Solar ist aber noch weit weg. Was ist realistisch?

Die Anlage wird rund 150 GWh im Jahr produzieren, im Vollausbau ab 2030. Zehn Prozent müssen bis Ende 2025 am Netz sein. Der Energiebezug hängt schlussendlich vom Anteil der Beteiligung ab, welcher von Seiten EnBAG noch zu definieren ist.

Wie schätzen Sie die Chancen für eine Realisierung ein?

Das Bauprojekt ist zur Vorprüfung beim Kanton eingereicht. Am 10. Dezember stimmen die Munizipalgemeinde und Burgerschaft von Grengiols über das Projekt ab. Bei positivem Abstimmungsergebnis wird anschliessend das Plangenehmigungsgesuch eingereicht. Wenn alles gut läuft, erwarten wir die Baubewilligung im Sommer 2024. Es wird auf jeden Fall eine grosse Herausforderung für alle Involvierten, das Projekt zeitgerecht umzusetzen.

Falls Grengiols Solar kommt, könnten Sie immerhin das KW Saltina ersetzen.

Ja, auf dem Papier. Denn das KW Saltina produziert nicht nur bei Sonnenschein. Die Preise für den Solarstrom sind zudem höher als die Gestehungskosten des KW Saltina. Man wird genau hinschauen müssen. Wir wollen unsere Kunden mit erneuerbaren Energien versorgen, aber auch zu wirtschaftlich günstigen Konditionen. Die Solarenergie wird kaum einen massgeblichen Beitrag leisten, um den Energiepreis für die Endkunden zu senken.

Das tönt nicht nach Euphorie, die ja noch vor einem Jahr herrschte.

Damit man mich nicht falsch versteht: Die Schweiz will aus der Atomenergie aussteigen. Diese müssen wir ersetzen, wir müssen etwas verändern. Und zwar dort, wo es ein Potenzial gibt. Und das ist sicher die Solarenergie, insbesondere hochalpine Anlagen können massgeblich dazu beitragen. Die Vorteile gegenüber dem Unterland sind bekannt. Das ergibt Sinn, bedingt aber eine hohe Subventionierung, um diese Anlagen überhaupt einigermassen wirtschaftlich zu betreiben.

Es gibt Fachleute, die sagen, dass dies trotz Subventionen von bis zu 60 Prozent schwierig werde.

Sagen wir es mal so, es wird sicher nicht einfach. Es gibt derzeit auch keine verbindlichen Zahlen.

Grüne und Umweltverbände wollen keine hochalpinen Anlagen, sondern das Potenzialvon Hausdächern, Parkplätzen oder Industriegebäuden nutzen.

Das eine tun und das andere nicht lassen. Es braucht auch einen Fotovoltaik-Ausbau im Stadtgebiet. Unser Ansatz ist, dass die Elektromobilität stark wachsen wird. Wir können zukünftig das bidirektionale Laden fördern, also die Fahrzeugbatterie als Zwischenspeicher elektrischer Energie nutzen und so überschüssigen Solarstrom kurzfristig speichern. Das Auto wird über Tag am Arbeitsort geladen, abends fährt man heim und nutzt einen Teil der Energie vom Auto für den Haushalt. Damit schonen wir das Netz und können zukünftig durch Steuerung der Lastflüsse auch einen Beitrag zur allgemeinen Netzstabilität leisten. Das nennt man dann intelligente Lösungen. Bei den privaten Produzenten ist es unser Anspruch, dass die Netzkapazität ausreicht, damit der überschüssige PVA-Strom abgeführt werden kann. Daran arbeiten wir mit Hochdruck.

Das ist momentan nicht überall der Fall.

Es gibt Hotspots, die wir verstärken müssen, oder einzelne Liegenschaften, welche über eine lange Zuleitung erschlossen sind. Über das ganze Netz betrachtet, haben wir die Situation aktuell im Griff. Für einen direkt betroffenen Produzenten ist es aber sicher unbefriedigend, wenn er seinen Strom aufgrund mangelnder Netzkapazität nicht bzw. nur limitiert zurückspeisen kann.

Wie viel Strom produzieren die privaten PV?Anlagen im Versorgungsgebiet der EnBAG?

2022 waren es 10 GWh, dieses Jahr 14 GWh und im Jahr 2024 erwarten wir bereits 18 GWh. Das ist doch beachtlich. Die Tendenz ist also klar steigend.

Und dann haben Sie von April bis Oktober plötzlich zu viel Energie.

Das ist genau die Problematik. Wenn wir im Sommer bei tiefen Marktpreisen zu viel über- schüssige Energie haben, dann bekommen wir ein Preisproblem. Es kann vorkommen, dass der Strompreis ins Negative fällt und für die Einspeisung von Strom ins Netz bezahlt werden muss. Eine Lösung für dieses Problem sind insbesondere Speicher bzw. Pumpspeicherkraftwerke. Mit der grossen Nachfrage in den Bereichen Elektromobilität und Klimaanlagen wird der Bedarf im Sommer jedoch auch wieder ansteigen und die Thematik entschärfen.

Was plant die EnBAG bezüglich Windenergie?

Dies ist aktuell kaum ein Thema. Wir wollen aber zukünftig alle Technologien im Auge behalten.

Und das Aletschkraftwerk?

Es gibt jetzt den Mantelerlass des Bundes, dieser soll für die Projekte wie das KW Oberaletsch beschleunigend wirken. Aber es wird nach wie vor sicher 10 bis 15 Jahre dauern, bis ein neues Wasserkraftwerk in Betrieb ist. «Oberaletsch Klein» ist mehr oder weniger ein Laufwasser-
kraftwerk. Das wird unser Winterproblem nicht lösen. Neue Wasserkraftwerke bzw. Speicherkraftwerke zu bauen, bleibt für die EnBAG nach wie vor ein schwieriges Unterfangen.

Die fehlende Eigenproduktion der EnBAG kommt die Konsumenten nun teuer zu ste-
hen. Früher kam der fremde Strom der EnBAG von der Walliser Elektrizitätsgesellschaft (WEG), später wurde aus Kostengründen zur EnAlpin gewechselt. Dieser feste Lieferant lieferte den gesamten Strom zu einem fixen und recht günstigen Preis. Wäre man bei der EnAlpin geblieben, würde die Energie im Versorgungsgebiet der EnBAG jetzt ähnlich viel kosten wie in der Region Visp, wäre man also 2024 immer noch rund sechs Rappen pro kWh günstiger gewesen.

Früher hatte die EnBAG eine Vollversorgung zu einem fixen Preis. Mit der Marktöffnung kam diese unter Druck. Die Lieferanten verlangten dazumal zur Deckung der Marktrisiken einen erheblichen Preisaufschlag. Die Vollversorgung wurde dementsprechend teurer. Die EnBAG stellte aufgrund dieser Problematik vor knapp zehn Jahren auf die strukturierte Beschaffung um, um die Chancen und Risiken selbst besser im Griff zu haben. Das machten übrigens andere Versorger auch. Das Ziel war
immer, unseren Kunden möglichst günstig Strom anzubieten. Heute bewirtschaften wir unser Portfolio selbst. Das hat sich während der letzten zehn Jahre mit der Bereitstellung günstiger Energie für die Kunden bewährt.

Aber jetzt hat die Region Brig/Aletsch/Goms nach Steg-Hohtenn und dem Lötschental die höchsten Energiepreise. Aus dem Standortvorteil ist also ein Nachteil geworden. Man nimmt den Kundinnen und Kunden der Region Brig/Aletsch/Goms im Vergleich jährlich mehrere Millionen Franken zusätzlich aus dem Sack.

Jede Gemeinde und Region hat ihre eigenen Rahmenbedingungen. Wir haben aktuell einen hohen Fremdversorgungsanteil. Wenn die Preise am Markt wieder sinken, hat das durchaus einen positiven Effekt auf unseren Strompreis. Aber es ist klar, dass wir heute bei einer 100-prozenti-
gen Eigenversorgung einen günstigeren Preis hätten.

Der Markt hat sich wieder beruhigt. Derzeit liegt der Strompreis pro Kilowattstunde (kWh) bei etwa zehn Rappen. Das ist viel günstiger als vor einem Jahr. Warum kaufen Sie jetzt nicht ein?

Machen wir. Aber man kann nicht einfach den gesamten «Lastgang», also den voraussichtlichen Bedarf, auf einmal einkaufen. Je nach Entwicklung haben wir dann zu viel bzw. zu wenig Strom oder am Markt vorbei beschafft. Das wäre dann ökonomisch schlecht. Wer kann heute sagen, dass sich der Strompreis morgen nicht noch weiter nach unten bewegt? Wir kaufen den Strom strukturiert über einen Zeitraum von drei Jahren ein, so lässt sich das Risiko am besten abdecken.

Die Strompreise werden aber 2025 wieder sinken?

Aufgrund der aktuellen Situationgehe ich davon aus, dass es zu einer Entspannung kommen wird. Aber die Lage kann sich durch äussere Einflüsse natürlich rasch wieder ändern.

Die Energieversorger nutzen dies für Gewinne, rauf geht es schneller als runter.

Gewinn steht für uns nicht im Vordergrund. Wir müssen aber dafür sorgen, dass wir genügend Mittel für unsere anstehenden Investitionen erwirtschaften. Wir haben jetzt über viele Herausforderungen wie Netzausbau, neue Technologien oder Investitionen in Kraftwerks- sowie Solar-
energie gesprochen. Das kostet. Wir haben ein anlagen- und investitionsintensives Geschäft.

Warum überlässt die EnBAG ein paar wenige Endkunden in der Gemeinde Goms nicht dem EW Goms?

Wir haben hier gültige Verträge. In der Strategie der EnBAG ist festgehalten, dass man keine Endkunden abgibt.

Aber es ist wenig sinnvoll, wenn eine kleine Gemeinde zwei Versorger hat.

Wir sind im Austausch mit der Gemeinde Goms. Ich bin da Pragmatiker, wir werden sicher eine Lösung finden. Aber es ist ein Geben und Nehmen.

Beim 100?Jahr Jubiläum der EnBAG nannte der damalige VR?Präsident Rolf Escher die Verteilstrukturen im Oberwallis ein ökonomisches Unding und setzte sich für Fusionen ein. Auf die Dauer sei im Oberwallis lediglich Platz für zwei, ideal wäre eine ungerade Zahl unter drei.

In der Schweiz gibt es über 600 Energieversorger, davon 40 im Wallis und mehr als 30 im Oberwallis. Das sind meines Erachtens zu viele. Es wird früher oder später eine Bereinigung stattfinden. Vermutlich wird die Strukturbereinigung jedoch kaum während meiner Amtszeit über die Bühne gehen.

Das 100-jährige Bestehen des EWBN wurde im September 2000 gefeiert.

Es ist also diesbezüglich meines Wissens noch wenig passiert im letzten Vierteljahrhundert. Aber es ist klar, generell herrscht Handlungsbedarf. Kleine Versorger stossen bei immer komplizierter werdenden Anforderungen – sei es im Energiebeschaffungs- oder regulatorischen Bereich – an ihre Grenzen. Ein solcher Bereinigungsprozess läuft in der Deutschschweiz schon an einigen Orten, insbesondere aufgrund der aktuellenschwierigen Situation.

Seitens der EnBAG wäre man dazu bereit?

Das ist ein strategischer Entscheid. Im Rahmen der neuen Strategie soll auch diese Option ein Thema sein. Man sollte die Diskussion nicht nach dem Motto «Wer schluckt wen?» führen. Man muss sich fragen: Was macht Sinn? Wo gibt es Synergien? Ich glaube, drei Verteiler im Oberwallis wären eine vernünftige Zielgrösse. In anderen Kantonen, natürlich viel kleiner und topografisch einfacher, gibt es einen einzigen. Wichtig in diesem Prozess ist eine auf die Unternehmung ausgerichtete Eigentümerstruktur und Eigentümerstrategie.

Ein Fall für die Politik. Die nimmt ja mehr und mehr Einfluss auf die Energieversorgung.

Es ist nicht an mir, diese Entwicklung zu beurteilen. Sie ist einfach Fakt und wir haben uns möglichst optimal darauf einzustellen.Grundsätzlich hat ein Energieversorger aber sehr viele Berührungspunkte mit der Öffentlichkeit. Das Ziel der EnBAG ist es, eine gute Partnerschaft mit den Eignergemeinden zu pflegen.

Der Strompreis ist für Haushalte mit bescheidenen Einkommen ein Problem. Man könnte diese entlasten, bei-
spielsweise mit günstigeren Preisen für die ersten 5000 kWh, also dem durchschnittlichen Verbrauch eines Vier-Personen-Haushalts. Wie beim Trinkwasser würde derjenige, der weniger verbraucht, auch weniger zahlen.

Jemand müsste dies dann finanzieren. Denn für das Energieunternehmen kostet der Einkauf der ersten 5000 kWh gleich viel. Man würde die Kleinverbraucher zulasten der Grossverbraucher subventionieren. Das ist für mich keine gute Lösung. Da finde ich dynamische Preise oder Sparanreize wesentlich zielführender. Die günstigste Energie ist immer noch jene, die man nicht braucht. Ich bin auch ein grosser Verfechter
von Effzienz- und Energiesparmassnahmen. Aber im Bereich Strom wird es natürlich immer schwieriger, weil in den letzten Jahren dahingehend schon viel gemacht wurde. Trotzdem ist danach wie vor weiterhin ein grosses Potenzial vorhanden.

Mit der zunehmenden Digitalisierung wäre aber nocheiniges machbar.

Natürlich. Da ist auch jeder der gut 600 Anbieter gefordert. Es ist aber auch klar, dass wir in diesem Bereich nicht eine Vorreiterrolle übernehmen wollen und können. Wir haben mit der frühen Umsetzung des Smart-Meter-Rollouts sowie der automatisierten Abrechnungslösungen schon sehr viel erreicht und eine wichtige Basis für weitere Digitalisierungsschritte gelegt. Wir beobachten weiterhin genau, was der Markt anbietet, und setzen auf bereits bewährte Lösungen, welche für unsere Anforderungen bzw. Kunden optimal passen. Mit den weiteren Schritten wollen wir auch unsere Effzienz nachhaltig steigern.

Der Druck in der Energiebranche ist hoch und steigt weiter. Wo sehen Sie die EnBAG in diesem Verdrängungskampf?

Der Markt wird sich weiter verändern und wir müssen uns diesen Herausforderungen stellen. Wir wollen ein guter und verlässlicher Partner für unsere Kunden sein. Wir haben ein top motiviertes Team, man kennt uns, wir sind lokal stark verankert und dynamisch, haben kurze Entscheidungswege – die Stärken eines erfolgreichen KMUs. Wir haben gegenüber den Grossen sicher Vorteile. Ich bin zuversichtlich. Wir bewegen uns mehr und mehr vom Stromversorger zum Energiedienstleister im Bereich Strom und Wärme/Kälte. Neben der eigentlichen Energielieferungen bieten wir beispielsweise E-Mobilität Lösungen sowie Dienstleistungen für das gesamte Abrechnungsprozedere vom Strom über das Wasser bis hin zur Nebenkostenabrechnung an.

Müssen wir im kommendenWinter wieder mit der Angst vor einer Strommangellage leben?

Eine Mangellage ist sicher nicht vom Tisch, aber es ist ein weniger grosses Thema als vor einem Jahr.

Worauf basiert Ihre Zuversicht?

Wir sind viel besser vorbereitet. Die Gasspeicher sind gefüllt, die französischen AKWs laufen zuverlässiger und die Wasserspeicher sind auch gut gefüllt. Die Winterreserve ist in der Schweiz in Form von Wasserkraftreserven, thermischen Kraftwerksreserven sowie gepoolten Notstromgruppen in der Zwischenzeit bereitgestellt. Es gibt natürlich Unsicherheiten, wie etwa ein extrem kalter Winter oder geopolitische Einflüsse. Aber ich bin optimistisch.

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